Saturn im Tarot
Saturnus, im Sinne des astrologisch- mythologischen Konzeptes und dessen
prozessförderndem Wirken, wurde vom Klerus verteufelt.Den Sündenbock
erfolgreich konstruierend, verbreitet sich ein Bedürfnis oppositioneller
Gruppenzugehörigkeit. Aus astrologischer Perspektive wird des Saturns
charakteristischer Einfluss, zuweilen als hinderlich, ja gar als schlecht
gedeutet. Diese Wirkung spiegelt - den im profanen, kollektiv - etablierten
- Konsens über das Niedere, als "das Böse" verurteilte, nicht unerheblich.
Der Temperamentenlehre nach steht der Melancholiker unter Saturns
Einwirkung. Der berüchtigte Vertrag mit dem Teufel birgt eine tiefe
symbolische Botschaft. Ein Vertrag - sich Vertragen - sich entschlossen vom
scheinbar dualistischen Leben verabschieden.
Eine Reihe von Tarot Decks zeigen den Teufel, Zahl 15, mit einem
Menschenpaar an des Teufels Thron, in Ketten und angeschlossen.
Gebundenheit ist ein zentraler Gegenstand jener Bildsprachen. Die Ketten
erhalten, für den Teufel, eine gewisse gegenseitige Sicherheit und
Abhängigkeit. Hoch ist der Preis. Mobilität - ein wichtiger Faktor für die
Entwicklung in Richtung höher frequentierten Wandels. Im Reich des alten
Roms schien man sich auf Saturns Sicherheit zu verlassen, denn der
Staatsschatz wurde stets im Saturntempel verwahrt. Äusserst zwieträchtig
zeigt sich im etablierten Konsens, dass genau Jenes - welches am
wahrscheinlichsten und verlässlichsten zu sein scheint - de facto den
Besorgten, am meisten Angst einjagt der ständige Wandel ist. Durch
vorsichtiges Ablaufen der eigenen Grenzen/ Übergänge lernt man sich selbst
kennen und wird selbstsicherer. Tausende von Jahren alte Tempelanlagen
dienten, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch, als frühe Kalender. Durch
Schattenwürfe und Bestrahlung bestimmter Punkte, des Baus, konnte man den
jeweilig angemessenen Zeitpunkt für Aussaat und Ernte bestimmen. Saturn sei
Aussaat- Erntegott, als auch Gott der Zeit. Und die alljährliche Ernte kann
über Leben und Tod entscheiden.
Der Tod (Karte 13): Durch diese Karte spricht das von Saturn beherrschte
Tierkreiszeichen Steinbock. Eine ewig aktuelle Thematik von Angst vor dem
Fremden. Der unbekannten, unsichtbaren und unerwarteten Enttäuschung. Der
abgebildete Sensenmann mahnt vor Vergänglichkeit. Die Zeit des Lebens soll
mit bedacht genutzt werden, denn sicherlich wird Jede und Jeder das
zeitliche segnen, wenn die Zeit reif ist.
Die Karte 9 belebt der Eremit. Jene Botschaft ist für das geschulte Auge
mit einem einzigen Wort zu umschreiben: Hinwegsehen. Trotzdem möchte ich
noch ausführlicher darauf ein gehen. Fern dem gesellschaftlichem Treiben,
der Horizont erweitert, einem - im Berge verborgenen Schatz der Weisheit
gleich - erscheinen Ihm die Muster gesellschaftlichen Lebens deutlicher.
Weil aus der Ferne - langsamer. Geduldig im Rhytmus der Natur,
selbstständig den richtigen Moment für alle Tat nutzend. Nach einiger Zeit,
der Gewöhnung an die wesentlichen Grenzen des Naturverbundenen Lebensstils,
ist er nurmehr auf Wasser, Nahrung und Wärme angewiesen. Aus Erfahrung hat
er auch den Vorteil, zum üblichen Bürger, angemessener auf
gesellschaftsbedingte Krisen vorbereitet zu sein. Wenn in einer
europäischen Metropole der Strom 3 Tage ausfällt, könnte bald Anarchie
herrschen. Wenn in Namibia der Strom 3 Tage ausfällt, ist das nichts
ungewöhnliches.
Karte 20, das Gericht - Erweckung insbesondere der intuitiven Kompetenz.
Kristallisation von Berufung und Neuorientierung der Lebenskunst. Geprüft
sei man nun der höheren Ordnung gewiss.
Karte 8, Gerechtigkeit.
An Flora und Fauna ist ersichtlich, dass der Planet Erde sich, mit einer
vergleichsweise sehr überraschenden Selbstregulierung, bewegt. Alles hat
seine Vor und Nachteile. So, wie die Menschen Talente und Schwächen haben.
Pflanzen biegen sich bei Wind und bilden mehr Wurzeln - als Widerstand.
Der Narr bleibt noch zu nennen (Karte 0). Denn die Narrenzeit - der
Fasching, die Fasnacht oder auch Karneval, geht aus den römischen
Zelebrationen der Saturnalien hervor. Zu Fasching führen die geselligen
Teilnehmer die Maskerade und Parade. Oftmals, auf den keltisch
herstammenden Ritus, zur Austreibung böser Geister des Winters und Empfang
der wieder beginnenden, freundlicher- manifestierenden Passage des
Naturzyklus zurück geführt, herrschen Gepflogenheiten wie hierarchische
Ehrerbietungen, zu Fasching temporär. Werden aber im Rahmen des Gesetzes
aufgehoben. Gerade die Könige liessen sich von auserkorenen, politisch -
korrekten, angenehm - diplomatischen und trotzdem lustig auftretenden
Hofnarren, zu ihrem Unternehmen beraten. Man kann sich über alles lustig
machen und so die Ernsthaftigkeit relativieren. Anschaulich dass der Narr,
betreffend Herrschaft und Hörigkeit, eher mühsam die gewünschte Mitte
findet - obgleich er das Potential hierfür in sich birgt.
D. Lamen 2016